Ursi Kradolfer unterrichtet Flüchtlinge

Wir besuchen Ursi Kradolfer, freiwillige Kursleiterin beim Solinetz, im alten Busdepot in Winterthur. Hier findet vier Mal die Woche ein Alphabetisierungskurs für acht SchülerInnen mit Fluchthintergrund statt. Die Ältesten in der Klasse sind 58 und 60 Jahre alt. «Wenn mich Leute fragen, was ich den Leuten mit 50 Jahren noch beibringen kann, dann antworte ich, dass es das Wichtigste sei, in einem fremden Land möglichst schnell die Sprache zu lernen. Ich bin der Meinung, dass man benachteiligten Menschen Kompetenzen beibringen sollte.»

Ursi gibt seit zwei Jahren Unterricht. Als ehemalige Primarlehrerin und Heilpädagogin bringt sie viel Geduld mit. «Ich finde es einfach sehr sinnvoll und sehr befriedigend», sagt sie über ihre Arbeit. Ihre Schüler sind ihr ans Herz gewachsen und sie fiebert mit jedem mit. «Es freut mich, wenn ich sehe und höre, wie sich die geflüchteten Menschen bei uns einleben und wie sie sich Mühe geben.» Zwei ihrer SchülerInnen begleitet sie auch ausserhalb der Schule, geht zu ihnen nach Hause oder unternimmt etwas mit den Kindern.

Auf die Ferien freut sich keiner ihrer Schüler: «Die Schule gibt ihnen eine Struktur im Alltag. Besonders für diejenigen, die ohne Familie hier sind, sind die fünf Wochen Sommerferien sehr lange». Etwas von Schönsten sei es, wenn die SchülerInnen sich nach dem Unterricht bedanken und sich über das bereits Gelernte freuen.